um
1800
Mit des Schicksals finstern Mächten
Hab’ ich oft gekämpft, gerungen.
Doch mir ist kein Sieg gelungen
In den langen Kummernächten.
Soll ich mit den Göttern rechten,
Daß mich solche Macht bezwungen?
Mögen sie den Fremdling ächten,
Hält noch die Liebe mich umschlungen.
Ob mich Schicksals Pfeil getroffen:
Wieder muß die Wunde narben,
Und in bunte Irisfarben
kleidet sich das süße Hoffen,
Läßt den Friedenshimmel offen,
Wo die Freuden nimmer darben.
um
1800
Rasch tritt mit dem ersten Flaum
Um das Kinn der Jüngling auf.
Nimmer hat die Brust satt Raum
Seinem Phantasieenlauf’.
In des Wahnes süßem Traum
Wirft er eine Welt zu Hauf,
Und der junge Riesenbaum
Strebt zur Sonnenburg hinauf.
Doch in seinem kühnsten Wagen
Hält mit Morgengluthenwangen
Liebe schon sein Herz gefangen.
Und die stummen Lippen zagen,
Und die Feuerblicke fragen,
Und er ist in’s Netz gegangen.
um
1800
Ein süßer Knabe schwebt auf Zephyrschwingen
Bezaubernd schön im leichten Maienkleide
Durch die Natur. Auf grüner Wiesen Seide
Träumt Flora noch ihr wonniges Vollbringen.
Darob erfreut in seligem Gelingen,
Und gaukelnd um der Blüthen SDuftgeschmeide
Liebkoset er die zarte Augenweide,
Und Veilchen blüh’n und Rosen im Zerspringen.
Wie zaubersüß, wie schön, o Lenz, hienieden!
Du öffnest uns der Schöpfung Himmelreich,
Wiegst träumend uns in zarten Jugendfrieden.
Ein schöner Traum, nicht dem Erwachen gleich!
Am Abend findest du die Blume bleich.
Drum athmet jetzt die Zauberhonigblüthen!