Ignaz Hub                            Trost

um 1800

Mit des Schicksals finstern Mächten

Hab’ ich oft gekämpft, gerungen.

Doch mir ist kein Sieg gelungen

In den langen Kummernächten.

 

Soll ich mit den Göttern rechten,

Daß mich solche Macht bezwungen?

Mögen sie den Fremdling ächten,

Hält noch die Liebe mich umschlungen.

 

Ob mich Schicksals Pfeil getroffen:

Wieder muß die Wunde narben,

Und in bunte Irisfarben

 

kleidet sich das süße Hoffen,

Läßt den Friedenshimmel offen,

Wo die Freuden nimmer darben.

 

 

 

 

Ignaz Hub                            Der Jüngling

um 1800

Rasch tritt mit dem ersten Flaum

Um das Kinn der Jüngling auf.

Nimmer hat die Brust satt Raum

Seinem Phantasieenlauf’.

 

In des Wahnes süßem Traum

Wirft er eine Welt zu Hauf,

Und der junge Riesenbaum

Strebt zur Sonnenburg hinauf.

 

Doch in seinem kühnsten Wagen

Hält mit Morgengluthenwangen

Liebe schon sein Herz gefangen.

 

Und die stummen Lippen zagen,

Und die Feuerblicke fragen,

Und er ist in’s Netz gegangen.

 

 

 

 

 

Ignaz Hub                            Der Frühling

um 1800

Ein süßer Knabe schwebt auf Zephyrschwingen

Bezaubernd schön im leichten Maienkleide

Durch die Natur. Auf grüner Wiesen Seide

Träumt Flora noch ihr wonniges Vollbringen.

 

Darob erfreut in seligem Gelingen,

Und gaukelnd um der Blüthen SDuftgeschmeide

Liebkoset er die zarte Augenweide,

Und Veilchen blüh’n und Rosen im Zerspringen.

 

Wie zaubersüß, wie schön, o Lenz, hienieden!

Du öffnest uns der Schöpfung Himmelreich,

Wiegst träumend uns in zarten Jugendfrieden.

 

Ein schöner Traum, nicht dem Erwachen gleich!

Am Abend findest du die Blume bleich.

Drum athmet jetzt die Zauberhonigblüthen!